Kommunikation- was ich sage, was du hörst?!
Wenn du jemandem etwas erzählst, gehst du automatisch davon aus, dass das was du zum Ausdruck bringen willst, genau das ist was dir über die Lippen geht, oder?
Dein Output ist der Input deines Gegenübers. Wenn es so einfach wäre, müsste man keine Zeit für Interpretation verschwenden, dann gäbe es keine öffentlichen Entschuldigungen in den Medien mehr, über falsch verstandene Wortwahlen oder Doppeldeutigkeiten.
Warum passiert dies und was kannst du tun, das Dir das weniger passiert?
Lass uns einmal einen Test machen, der dir beweist wir leben alle in unserer Welt:
Stell dich zusammen mit einer Person in deiner Nähe vor ein Fenster. Beschreibe was du siehst und dann lass die zweite Person beschreiben was sie sieht. Jeder wird einen anderen Schwerpunkt haben. Der Pflanzenliebhaber beschreibt wie schön die Farbbracht der Kastanienbäume im Mai sind, der Autoliebhaber sieht einen restaurierten alten Citroen auf dem Parkplatz stehen usw. Jeder sieht was er sehen will, genau so hören wir auch :-)
Eine one-fit-for-all Lösung gibt dazu nicht. Aber wenn du verstehst, wie Menschen kommunizieren und hören, kannst du lernen wie deine Worte den richtigen Kanal finden.
Schulz von Thun versuchte bereits mit seinem bekanntesten Modell, dem 4-Ohren-Modell aufzuzeigen, das wir Menschen über 4-Ohren hören aber auch über 4- Kanäle kommunizieren.
Das Sachohr, das Beziehungsohr, das Selbstoffenbarungsohr und das Appellohr macht es uns so schwer, dass das gesagte nicht unbedingt auch so verstanden wird wie du das wolltest.
Hat dein Gegenüber ein ausgeprägtes Sachohr, so wird er in deiner Aussage „Heute ist aber schönes Wetter“, sich rein auf die faktische Aussage des sonnigen Wetters beschränken. Anders wird es sein, wenn dein Gegenüber ein starkes Beziehungsohr hat, er könnte verstehen das du ihn auffordern möchtest mit ihm eine Runde rauszugehen, weil Zeit zusammen etwas Wertvolles ist. Der Mensch mit einem Appellohr könnte erwidern „nur weil die Sonne scheint müssen wir aber nicht zwangsläufig draußen sein“, weil er verstehen könnte „Auf jetzt Couchpotato, raus jetzt!“.
Das Selbstoffenbarungs-Ohr hört in deiner Aussage eine Bekundung, dass dir das Wetter sehr gefällt und ergänzt deine Worte mit „ich mag es lieber, wenn es kühler ist“.
Ein Satz 4 Bedeutungen, die dein gesagtes in unterschiedliche Richtungen bringen kann. Nun übertrag dies auf eine Situation am Arbeitsplatz und Dir wird schnell klar, welche Auswirkungen das haben kann.
Gerade hier ist das Beziehungsohr oft weniger empfänglich, dies führt vorallem bei Führungskräften zu Schwierigkeiten, wenn die Rollen nicht klar definiert sind.
Denn wissen Mitarbeiter:innen nicht, in welchem Verhältnis zu ihrem Leader stehen, kann es schnell zu Missverständnissen führen.
Wichtig ist es daher, gut zuzuhören. Fragen zu stellen, wenn das gesagte nicht deutlich wird.
„Heute ist aber schönes Wetter Frau Müller, oder?“ fragt Mitarbeiterin ihre Abteilungsleiterin und sie erinnert sich, dass vor zwei Wochen im Meeting besprochen wurde, beim nächsten Schönwettertag, legen wir das Morgenbriefing nach draußen auf die Terrasse. Doch rein auf der Sachebene wäre dies nicht zu verstehen gewesen. Sie fragt also nach. „Oh ja Frau Schmitt, meinen Sie ich sollte mein Versprechen einlösen und unser Meeting heute auf der Terrasse verlegen?“
Merkst Du wie vielschichtig die Kommunikation sein kann, wenn das Ziel nicht klar formuliert wird? Oft sind wir Rede faul, kürzen den Inhalt auf das mindeste ab. Doch schnell führt dies zu Unklarheiten.
Dies merkst du selbst immer dann, wenn sich jemand bei Dir beschwert. Und gerade dies sind die Situationen, wo es darauf ankommt, mit dem Sachohr hinzuhören. Menschen die sich schnell persönlich angegriffen fühlen, hören auf dem Beziehungsohr zu. Dies sollten sie sich bewusst machen und besonders sachlich nachfragen, wie sie ihrem Gegenüber helfen können. Besonders in Konfliktsituationen, in denen wir gern einen Schritt zurück gehen möchten, ist es wichtig auf den Menschen zuzugehen und zu zeigen, dass man ihn ernst nimmt.
Versuch es einmal aus und überleg dir, warum eine Person sauer sein könnte und was Dir selbst in diesen Momenten helfen würde.
Oftmals reicht Verständnis.
Nun teste Dich am besten einmal selbst welcher Kommunikationstyp bist du?
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